Sonntag, 27. November 2011

Heimliche Liebe


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Da stand Sie blütenweiß bis in die Augenhöhlen. Wunderschön und doch etwas merkwürdiges schlich sich in deine Gedanken. Es war dieses unglaubliche Gefühl das Siealles hatte. Alles was du begehrst. Diesen Mund, den sie mit ihrem Kirschmund küsst. Das Lachen, dass sie mit ihm teilt. Eifersucht entflammt dein Herz. Verständnislosigkeit. Wie kann man diese Perfektion lieben? Warum gehört sein Herz Ihr und nicht dir? Einsame Herbstabende auf einer nassen Bank im Park. Ein Gedichtbuch leistet dir Gesellschaft.Liebesgedichte. Eine ganze Sammlung davon. Es liegt unberührt in deinem Schoß. Doch berührt in Gedanken. All die Dichter, die die Liebe besingen oder sie beklagen. Die, welche die Liebe erfahren haben. Die sie besessen und doch wieder verloren haben. Dein Blick schweift über den Horizont. Die Sonne versinkt und hinterlässt dir Fragen und Ungewissheit. Plötzlich eine warme Hand auf der Schulter. Du spürst die knisternde Magie, die sich in deinen Venen ausbreitet. Ein Blick nach hinten und du schaust in sein lächelndes Antlitz. Sofort zaubert sich ein Strahlen auf dein Gesicht und du hauchst ein leises "Hallo". Er stand da, einfach dort in der Abendsonne und sofort begann dein Herz zurasen. "Hallo", erwiderte er. Er nahm deine Hand und legte eure zwei Hände auf das Gedichtbuch. Starr blickst du auf seine Hand. Seine Hand auf deiner Hand. Kein Gedanke kann sich mehr in deinem Kopf kristallisieren. Kein einziger. Du atmest nur noch. Konzentrierst dich nicht vergessen zu atmen. Vergessen zu leben. Er sieht dich an, aus diesen großen schönen Augen. In die Augen, in denen Sie normalerweise versinkt. Seine Freundin, die er liebt. "Soetwas ließt du? Liebesgedichte? Er schmunzelte. Du zuckst die Schultern. Schaust peinlich berührt zu Boden und wirst rot. Er hebt dein Kinn an. Ganz sanft. Nur mit einem Finger. Er grinst und sagt einfach: "Das finde ich schön." Wieder bist du sprachlos. Wieder beginnt dein Herz den Verstand zu ignoieren. Es ist schön. Schön ihm so Nahe zu sein. Warum macht er das? Warum ist er so nett? So blütenweiß ohne Hintergedanken- oder hat er villeicht doch welche? Er beugt sich vor und berührt sanft mit den Lippen deine Halsbeuge. "Du riechst nach Herbst", flüsterte er. Deine Gedanken strickten sich zu Netze und du sitzt einfach da. Schließt die Augen. Betest, dass es endlich aufhört. Aufhört, denn es tut fast schon weh so wunderschön ist es. Dein Atem beschleunigt sich und weiße Wölkchen machen sich auf die Reise ins Nimmerland. Die Dunkelheit umhüllt euch beide. Trägt euch fort. Birgt euch in Sicherheit. Warum passierte das immer so urplötzlich und danach behandelte er dich wie die mit 21% Sauerstoff enthaltene Luft? Warum? Warum konnte er dich nicht lieben? Warum spielte er mit dir und warum warst du so dumm und kannst ihn nicht gehen lassen? Weil du ihn liebst. Du weißt es. Du weißt es zu gut. Und wenn du ehrlich bist, fühlt es sich viel zu schön an. Du seufzt. "Lies mir ein Gedicht vor, bitte". Er fuhr ich durch die Haare. Ganz langsam. Ganz sanft. Er raubt dir deinen Verstand. Du musst dich konzentrieren um seine Worte zu beachten. Du willst einfach da sitzen. Da neben ihm. "Mhm na gut", deine Stimme bricht beim letzten Wort und du bist froh, dass du dich nun mit dem Buch beschäftigen kannst. Wie konnte ein Mensch einen so aus der Fassung bringen? Du schlägst Seite 23 auf. Holst tief Luft und beginnst Wörter in die kalte Herbstluft zu pflanzen:
                                   "Ich begann dich zu lieben, ganz klitzeklein. 
                                    Ich begann dich zu begehren und wünschte du wärst mein.
                                    Ich küsste dich in Gedanken. 
                                    Du bringst meine Entschlüsse ins Wanken. 
                                    Du bist perfekt. Perfekt für mich. 
                                    Ich liebe nur Dich. 
                                    Dich ganz heimlich, dich ganz einsam. 
                                    Du liebst mich nicht."
Stille. "Das ist traurig. Traurig aber schön", sagte er. Seine Stimme war nachdenklich. Du wusstest nicht, warum du dieses Gedicht ausgewählt hattest. Du mochte es nicht einmal besonders. Du mochtest das Metrum nicht, es hatte wohl keines. Das störte dich. Seine Hand strich über deinen Arm. Feuer überzog deinen Körper. Feuer, dass niemand zu löschen wusste. Du verlierst dich selbst ihn ihm. In diesen Hoffnungen die er dir macht. Er schenkt dir ein kleines bisschen Liebe. Gerade so viel,dass du überlebst. Gerade so viel, das es dich vollkommen verzehrt. Er lässt dich ganz langsam verhungern. Ganz langsam und du merkst es nicht. Es tut weh. Es tut weh, weil er eine andere liebt. Ihr seine ganze Liebe schenkt und dir nur eine Brise davon gibt. Traurig. Nein es war nicht schön. Er verstand es nicht. "Ich muss gehen", du lächelst. Doch das Lächeln erreicht deine Augen nicht. Du weißt ganz genau, dass du morgen dich wieder auf sein Spiel einlässt. Denn tief in deinem Herzen liebst du ihn mehr als alles andere. Mehr als dich selbst. Mehr als dein Überlebungsinstinkt.

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