
»Der Wind weht sacht. Ich stehe alleine hier. Und doch stehst du neben mir. Dort auf dieser Lichtung. Dort wo wir sonst immer gestanden sind. Ich meine jetzt bist du auch hier. Es ist nur irgendwie anders. Du atmest leiser. Dein Schweigen ist lauter. Dein Lächeln hat nichts mehr von dieser Fröhlichkeit die ich sonst so sehr an dir geliebt habe. Leise fällt ein Gedanke auf uns herab. Er ist wie eine Träne. Kennst du das, wenn sie deine Wange hinab kullert und du die Wärme spürst? Kennst du das, wenn sie an deinem Hals entlang rinnt, als wolle sie sagen "Bitte lass mich nicht fallen". Doch du kannst sie nicht einfangen. Sie verdampft in der Luft.Verbrennt zu Staub in der Sonne. Du weinst eine zweite Träne. Du bedauerst das Verschwinden von diesem ersten einsamen Tropfen, der ein so kurzes Leben hatte. Nur eine Sekunde hat er deine Haut geküsst. Nur eine Sekunde hat er die Wärme deines Halses in sich aufgenommen. Nur so kurz hat er all die Bitterkeit von einer ganzen Geschichte aufgezogen, wie das heiße Wasser das von einem Teebeutel verzaubert wird. Der, wo nach Kamille riecht, vielleicht auch nach Erdbeer. Oder dieser eine, der"heiße Liebe" genannt wird. Unsere Liebe ist nicht mehr warm, oder? Nicht einmal mehr lauwarm. Du sagst nichts. Doch dein Schweigen ist zu laut. Es dröhnt in meinen Ohren. Rauschen. Zischen. Der Wind weint um uns, ruft uns, noch einmal zu kämpfen. Doch deine Schultern hängen. Deine Gedanken sind schwarze Wolken. Sie töten mich leise. Sie nehmen mir die Strahlen. Die warmen Sonnenstrahlen. Die, welche wir früher gemeinsam genossen haben. Gemeinsam. Das Wort gibt es nicht mehr. Du blickst mich an. Dein Blick verbreitet Kälte in meinem Herzen. Nein die Liebe wärmt nicht mehr. Sie frostet das Blut. So lange, bis nur noch Eis übrig ist. Schon lange sind wir einsam trotz der Zweisamkeit. Ich habe es nur nicht gemerkt. Bei mir war das nicht so. Ich war nur einsam, weil du es warst. Ich spür dich nur noch leicht. Du ziehst dich aus diesem Gedanken, der auf uns herab gefallen ist. Meine Tränen kullern die Wange hinab. Küssen die Haut. Nur eine Sekunde. Dann rinnen sie weiter meinen Hals entlang. Du kommst her. Die 3 Schritte die uns trennen und doch in Wirklichkeit sind es Kilometer. Du streichst die Tränen weg. Ein kläglicher Versuch das Leid zu mildern. Doch die Geste tut gut, auch wenn ich dich hassen will. Warum haben wir uns verloren? Warum stehen wir nicht mehr gemeinsam hier? Hier auf dieser Lichtung? Dort an unserem Platz? Ist das jetzt nicht mehr unser Platz? Was ist das dann? Einfach ein Ort? Irgendeiner? Oder der Ort an dem du mich verlässt? Dein trauriges Lächeln gibt mir keine Antwort. Eingentlich habe ich noch kein Wort aus deinem Mund gehört. Der, welcher sonst so himmlische Wolkentorten geformt hat. Der, welcher Worte so schön formuliert hat, dass sich sogar "Hass" und "Wut", gut anhörten. Doch du schweigst. Du schweigst die ganze Zeit. Ich könnte Libellenflügel hören. Ich könnte die Federn der Vögel hören, die sie verlieren, wenn sie den Absprung von der Klippe wagen. Ich wage den Absprung auch. Höre es nicht. Ich höre nicht den Aufprall, den man doch eigentlich hört, wenn etwas herunter fällt und zerbricht. Scheiben zersplittern. Porzellan zerbricht. Gegenstände die man versehentlich fallen lässt. Und das alles mit einem Laut der uns erstarren lässt. Doch das Herz hören wir nicht. Es bricht lautlos. Der andere kann sich vielleicht nicht vorstellen wie weh das in diesem Moement tut. Er hört es ja nicht. Er hört den Aufprall und den Schrei nicht. Er könnte es vielleicht an deinen traurigen Augen erkennen, doch viele können dieses "in die Augen schauen" nicht mehr. Sie blicken zu Boden und gehen einfach. So wie du. Ohne ein Wort. Ohne eine Träne. Dann sind sie einfach ausgelöscht. Weg aus unserem Leben. Wie diese Träne. Sie waren nur eine gewisse Zeit da. Dann sind sie verschwunden. Manche Menschen gehen.
Manche Menschen gehen viel zu schnell wieder.
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