Dienstag, 27. Dezember 2011

lebe







Ganz leise erlischt das Licht. Dein Atem ist so kalt, die Flamme erstickt bei deinem langsamen ausatmen. Ich schmecke den Hunger in dir. Den Hunger nach Wärme, doch du zerstörst aus Angst, alles was glüht. Ganz leise ist die Dunkelheit in dein Herz geschlichten. Ganz leise kam sie ohne anzuklopfen. Du bist schon lange nicht mehr da. Irgendwie bist du ganz weit weg. Du schaust aus dem Fenster mit diesem leeren Blick. Der Blick ohne Glanz und Licht. Die Augen sind dumpf und schwach. Grau. Sie haben ihre Farbe verloren. Ich vermute dir wurde dein Herz gestohlen. Raus gerissen, dort aus seinem Zuhause. Deine Flügel hat man gestutzt. Du kannst nicht mehr fliegen. Sehnst dich nach Luft und Licht, doch du kannst es nie wieder spüren. Sie sagen, du bist anders. Ein bisschen kalt, ohne Blut in den Adern. Doch das was dir fehlt ist dein Herz. Sie sehen nicht das Loch. Sie sehen nicht die Qual die du durchlebst. Die Luft die du einatmest, die doch niemals deinen Kopf erreicht, weil das Herz nicht mehr schlägt. Es fehlt. Es fehlt das Leben. Man hat dir dein Leben gestohlen. Dort wo du bist fließt das Eis. Alles gefriert um dich herum. Es heißt nicht, dass du es willst, doch die Kälte scheint dich zu verfolgen. Es ist schon lange nicht mehr so wie früher. Du weißt nicht mehr was ein Lachen ist. Du weißt nicht mehr wie alt du bist und wie viele Jahre du schon so gelebt hast. Die schrecklichsten Dinge im Leben bekommen wir meistens geschenkt und müssen keinen Preis bezahlen. Das was wir tragen sind die Schmerzen, die mit diesen Dingen kommen. Wir hoffen auf ein besseres Leben, doch du weißt nicht mehr wie die Hoffnung schmeckt. Du riechst die Freiheit nicht mehr. Für dich ist Luft Verschwendung. Du schaust Tagelang aus dem Fenster. Niemand weiß warum. Ist da doch noch ein bisschen Hoffnung? Hoffnung, dein Herz wieder zu sehen? Wieder zu finden? Wer hat es dir gestohlen? Sag mir, wer? Wir finden ihn. Wir bringen es zurück. Doch du gibst keine Antwort, nickst nicht, schüttelst nicht den Kopf. Du bist leer und Gedanken sind flüchtig und unbedeutend. Ich wünschte du könntest mich hören. Ich meine, du schaust dort hinaus. Du weißt nicht was Tag und Nacht ist, du bewegst dich nicht. Warum hat man dir das angetan? Wir stehen alle unter einem Fluch. Einem Fluch, Herz zu verschenken und in die Gefahr zu kommen, dass es für immer gestohlen wird. Herausgerissen mit Gewalt. Warum, warum du? Warum nicht ich. Ich will nicht, dass du unglücklich bist. Schmerzen erleidest. Ich will dich befreien, doch ich weiß nicht wie. Sie sagen, für dich besteht keine Genesung. Ich will nicht. Ich will es nicht glauben. Bitte komm  zurück. Ich brauche dich. Ich brauche dich wirklich. Und es ist egoistisch. Ich weiß. Doch ich will das du aufhörst. Hör auf. Hör auf und suche dein Leben. Dein Leben dort draußen. Vielleicht war er dein Leben, doch ich bin es auch ein Stück. Wir waren so viele Jahre gemeinsam hier. Hier in diesem Zimmer, wir haben gelacht und getanzt. Du warst mein Leben. Jetzt haben wir beide etwas verloren. Das ist vielleicht das, was uns jetzt verbindet. Mehr ist da nicht mehr. Ich vermisse dich. Ganz leise geht das Licht aus. Jetzt ist wieder Nacht und du schaust, wie du immer schaust. Ohne dein Leben. Du siehst alt aus. Bitte geh noch nicht.



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