
W A R U M I S T E I N G E D A N K E A N D I C H I M M E R,
als würde der Winter in mein Herz einziehen?
»Die Nacht ist klar. Ein bisschen schwerelos. Vor ein paar Stunden hat der Himmel geweint und die Überreste waren noch überall zu sehen und zu spüren. Deine Zehen waren nass und kalt und dir war ein wenig schlecht Doch unnachgiebig hieltst du dem Zittern stand. Ziehst den Mantel enger um deinen Körper. Deine Haut war schneeweiß. Oft fragt man dich ob du krank bist, doch du bist einfach so. Einfach ein bisschen heller in all der Dunkelheit. Ein Nebelnetz zog auf und umhüllte dich wie die Spinne ihre Beute. Doch du fühlst dich wohl. Jetzt bist du in Sicherheit. Blütenweise Rosen am Wegrand. Sie erinnern dich an die weißen Blätter in deiner Tasche. Du hast noch immer nicht begonnen zu schreiben. Du glaubst du kannst ihm nicht sagen, was du immer noch für ihn fühlst. Du hast Angst, dass ihr euch nichts mehr zu sagen habt. Du belügst dich selbst und sagst dir geht es gut. Du vermisst ihn nicht. Doch wenn du auf dein Herz hörst, dann weißt du, du tust es immer noch. Du schaust in dem Park den Jungen mit der schwarzen Jacke an. Mit den braunen Haaren. Bist das du? Doch als er sich umdreht stellst du enttäuscht fest, es ist der falsche. Warum bist du enttäuscht? Er ist dir doch eigentlich gleichgültig. Dort beim Bäcker, morgens, du siehst verschlafen aus. Schnell fährst du mit deinen Händen durch die Haare, dort an der Theke, dass bist doch du? Oder? Nein. Es war ein anderer. Doch egal wo du dich hinbegibst überall meinst du "Sein" Gesicht zu erblicken. Dein Herz beginnt zu rasen, deine Gedanken flattern wild durch deinen Kopf. Der Verstand verabschiedet sich in die letzte Ecke deiner Vernunft. Warum ist ein Gedanke an dich, immer von Schneeflocken und Eis begleitet? Immer wenn du an ihn denkst ist es, als ziehe der Winter in dein Herz ein. Warum belügst du dich? Du liebst ihn noch. Noch immer. Nach all der Zeit. Du lächelst, tanzt und singst, doch eigentlich weinst und schreist du innerlich. Du sagst immer "Mir geht es gut", doch hast du schon mal daran gedacht dir einzugestehen, dass es dir nicht gut geht? Das du traurig bist. Das du nicht über das Ende hinweggekommen bist? Eine Träne rollt deine Wange hinab. Sie wird hell. Saugt das weiß aus deinen Wangen. Fällt in den See von Himmelstränen. Die Träne ist nicht allein. Doch du bist es. Warum siehst du überall sein Gesicht? Hörst sein melodisches Lachen? Fühlst diese besondere Wärme die er ausstrahlt. Und doch ist da Kälte. Bei jedem Gedanken an ihn, entstehen mehr Lügen in deinem Kopf. Bei jedem Gedanken an ihn, wächst das Eis ein bisschen mehr. Wie in einer Tropfsteinhöhle. Jede Minute ein Tropfen. Ein Tropfen auf den Anderen. Eine Lüge. Eine Lüge auf die Andere. Bis ein unglaublich riesiger Berg von Lügen entsteht. Ein bisschen mehr Kälte. Hoffnungslosigkeit. Sieh es endlich ein. Er ist hier nirgendwo. Er kommt nicht mehr zurück. Verstand, komm zur Vernunft. Versteck dich nicht länger. Dein Herz begibt sich in Gefahr. In Lebensgefahr. Lass es nicht noch mehr brechen. Lass es nicht noch mehr vereisen. Schenk ihm Wärme und Frieden. Bitte. Die Nacht ist klar. Ein bisschen schwerelos. Vor ein paar Stunden hast du bitterlich geweint und die Überreste sind noch jetzt zu sehen. Du sitzt dort, dort auf dieser Bank. Hast die Blätter um dich herum verstreut. Du hast sowie so den Stift vergessen. Diesen Brief der in deinem Herzen wächst, wird er wohl nie bekommen. Nie. Warum ist ein Gedanken an ihn, als würde der Winter in dein Herz einziehen? Warum kann es nicht der Sommer oder der Frühling sein? Du vermisst die Fröhlichkeit. Die Wärme. Die Sommernächte. Du vermisst die schöne Zeit mit ihm. "Mir geht es nicht gut", sagst du leise. Niemand hört es. Nur du. Du lächelst über deine Worte. Es ist, als hättest du einen Teil von ihm losgelassen. Du fühlst dich ein bisschen schwerelos, so wie die heutige Nacht. Vielleicht bist du irgendwann frei. Vielleicht hast du irgendwann deine Flügel zurück. Deine Sonne und dein Lachen. ♥
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